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BZ 24.01.2015

6 ENERGIE, VERKEHR UND KOMMUNIKATION24. Januar 2015 · BZ Nr. 04/15 Der Ehrliche soll nicht der Dumme sein Stadtbus Lindau Künftig wird es strengere Kontrollen geben „Es sind zu viele, die auf Kosten unserer ehrlichen Kundinnen und Kunden Stadtbus fahren, das kann und darf nicht sein“, sagt René Pietsch, Betriebslei- ter der Stadtverkehr Lindau (B) GmbH. Ab sofort soll es deutlich mehr Kontrollen in den Stadt- bussen geben als bisher. Ziel ist es nicht, die Fahrgäste „abzuzocken“, Ziel ist es, die Zahlungsmoral zu verbessern. „Am liebsten wäre mir“, sagt Pietsch, „wenn unsere Kontrol- leurinnen und Kontrolleure kei- nen einzigen Betrüger finden – weil alle bezahlt haben!“ Schwarzfahrer sollen im kommenden Jahr kräftiger zur Kasse gebeten werden – mit 60 statt 40 Euro. Der Bundesrat fasste dazu am 28.11.2014 ei- nen Verordnungsbeschluss. Zum 1. Januar 2015, wie von den Ländern gewünscht, konnte dies aber nicht umgesetzt wer- den. Der Bund muss vorher noch zwei weitere Verordnun- gen ändern, so dass die Erhö- hung laut Verkehrsministerium frühestens im Frühjahr 2015 in Kraft treten kann. Die Verkehrsbranche fordert seit längerem eine Anhebung des „Erhöhten Beförderungs- entgeltes“ (die letzte Anhebung des EBE erfolgte Anfang 2003 von 30 auf 40 Euro), für die sich auch die Verkehrsminister der Länder stark gemacht hat- ten. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hat sich offen dafür gezeigt. Er will nun das weitere Verfahren einlei- ten, zu dem eine Abstimmung mit Verbänden und eine er- neute Zustimmung des Bundes- rates gehören. Eingeplant wer- den soll auch ein Monat Vor- lauf zur konkreten Umsetzung und Veröffentlichung. Fällig werden kann der Betrag von 60 Euro daher laut Ministerium „frühestens ab dem Frühjahr 2015“. Ein genauer Termin wurdeabernochnichtgenannt. Nach Branchenangaben ent- gehen Nahverkehrsunterneh- men deutschlandweit jährlich bis zu 250 Millionen Euro Ein- nahmen durch Fahrgäste ohne gekauftes Ticket. Schwarzfah- ren („Erschleichen von Beför- derungsleistungen“) wird nach § 265a Strafgesetzbuch (StGB) sanktioniert. Wer zweimal im Jahr erwischt wird, erhält eine Anzeige und landet vor Ge- richt. In Deutschland wird je nach Verkehrsverbund der An- teil der Schwarzfahrer auf 1,18 bis 3,2 Prozent geschätzt. Diese Einnahmeausfälle müssen letzt- lich durch die Fahrpreise und die staatlichen Bestellentgelte ausgeglichen werden. Doch die Höhe des EBE ist für den Stadtbus-Betriebsleiter zunächst gar nicht entschei- dend. Seine Motivation sind Gerechtigkeit und Solidarität und er erzählt die Geschichte vom Obstbauer Huber: „Obstbauer Huber hat sich entschieden. Obwohl alle seine Kollegen in der Stadt weiter- hin Obstkassen des Vertrauens haben, gibt es das bei ihm in Zukunft nicht mehr. Seit Wochen hatte er jeden Mor- gen viele Beutel prall gefüllt mit rotbäckigen Äpfeln am Straßenrand ausgestellt. Die Früchte hatte er gehegt und gepflegt bis sie süß und lecker waren. Deshalb sind sie abends alle weg. Aber seine Kasse blieb dennoch leer. Wer seine Äpfel mitnahm, hatte nicht bezahlt. Wozu aber soll er Äpfel produ- zieren und anbieten, wenn keiner seine schwere Arbeit bezahlt?! Obstbauer Huber kann sich so entscheiden. Und jeder versteht ihn…“ Im Stadtbus sei das anders, erläutert Pietsch. Zwar ist die Kasse abends nicht ganz leer. Aber doch hat bei weitem nicht jeder bezahlt. Und der Stadtbus kann auch nicht ein- fach nicht mehr fahren. Das wäre unfair gegenüber jenen Fahrgästen, die ihn dringend brauchen und ihre Fahrschei- ne bezahlen. Abgesehen davon, dass Fah- ren ohne Fahrschein eine Straftat und kein Kavaliersde- likt ist, wäre es auch unge- recht. „Wenn alle ehrlich zah- len würden, wäre mehr Geld – Anzeige – verfügbar, den Stadtbus noch besser zu machen. Unser Unternehmen muss Busse kau- fen, warten, betanken, Fahr- pläne ausarbeiten, kurz: Infra- struktur vorhalten. Busfahrer können nicht von Luft und Liebe leben, sondern brau- chen ihren Lohn. Das alles muss bezahlt werden und kostet viel Geld“, so Pietsch. Darum werden die Stadt- bus-Verantwortlichen künftig noch genauer und vor allem auch öfter kontrollieren. Sechs Kontrolleurinnen und Kontrolleure sind regelmäßig in den vier Stadtbus-Linien unterwegs. Nicht aus Schika- ne, sondern weil nicht sein kann, dass der Ehrliche der Dumme ist, der – durch regel- mäßige Tariferhöhungen – immer mehr für seine Fahr- scheine bezahlt und Schwarz- fahrer sponsern muss. SWLi/Manu Ab sofort soll im Stadtbus öfter und strenger kontrolliert werden. BZ-Fotos: SWLi WIR! haben ein wenig geholfen… In jedem Augenblick werden Menschen auf der ganzen Welt gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Sie fliehen vor Krieg und Gewalt, geben ihre Vergangenheit auf und sind auf der Suche nach einem besseren Leben. In Lindau hat sich die Asylkontaktgruppe „Offene Türen“ zusammen- gefunden, um ehrenamtlich schnell und unbürokratisch zu helfen und Flüchtlingen bei uns das Gefühl zu geben, willkommen zu sein. Angebo- ten wird vor allem praktische Hilfe: Deutschunterricht, Hausaufgabenbetreuung, Be- gleitung bei Behördengängen oder Arztbesuchen, Unterstüt- zung bei der Wohnungs- und Arbeitssuche. Dieses Enga- gement hat die Stadtwerke Lindau beeindruckt. Bei der Kunden-Spendenaktion von TKLi und SWLi und der Weih- nachtsaktion „Spenden statt schenken“ kamen insgesamt 700 Euro zusammen, die an die Asylkontaktgruppe „Offe- ne Türen“ überwiesen werden konnten. Häufige Antworten auf die Aufforderung: „Kann ich mal bitte Ihren Fahrschein sehen!“ - „Meinen Fahrschein habe ich beim Umsteigen weggeworfen.“ - „Ich habe keinen Fahrschein, den kaufe ich immer erst am ZUP.“ - „Ich dachte, eine Haltestelle sei umsonst.“ - „Meinen Fahrschein hat der Hund gefressen.“ - „Ich dachte, für Touristen ist der Stadtbus in Lindau gratis.“ - „Jetzt kommen Sie schon wieder daher, Sie haben mich doch erst vor zwei Tagen kontrolliert.“ - „Ich hab‘ mein Ticket gerade aus dem Fenster geschmissen.“ - „Ich komme gerade von einer Beerdigung.“

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